Hilfszügel: Martingal

Das (gleitende Ring) Martingal ist sowas wie das Schweizer Messer der Reiterei. Es hat den Anstrich des hamlosen und ist offiziell auf Turnieren im Springen zugelassen. Kann ja nicht so schlimm sein. Und es hat sogar den Weg in die Westernreiterei gefunden.

Oft wird es auch eingesetzt um dem Reiter den Umstieg vom ausgebundenen Pferd zum reiten ohne Hilfszügel zu erleichtern.

Auch wenn es weit verbreitet ist, sehe ich den dauerhaften Einsatz skeptisch, warum und wo die Fehler liegen im nun folgenden.

Dies ist ein schönes Beispiel wie sich ein korrekt verschnalltes Martingal eigentlich überflüssig macht.

Grundsätzlich sollte man wissen wie und warum man das Martingal einsetzt, besonders wie es verschnallt werden sollte um keinen Schaden anzurichten. Die Zügelline darf wenn das Pferd am Zügel geht und korrekt an den Hilfen steht nicht gebrochen sein.

Sehr wichtig ist, dass das Martingal nicht zu kurz eingeschnallt wird, denn es soll nicht dauerhafter Druck entstehen. Genau hier ist aber das Hauptproblem: Das Martingal ermöglicht dem Reiter das Pferd ohne Anlehnung über die Hebelwirkung „an den Zügel“ zu stellen und dann die Verbindung wieder aufzugeben. Im Endeffekt reitet er dann immer mit etwas zu langen Zügeln und wirkt dann immer etwas verzögert und eigentlich zu stark ein. Auch wenn das Martingal korrekt verschnallt ist.

Denn wenn der Reiter das Pferd als mithilfe des Martingals an den Zügel stellen kann, kann er noch lange nicht ohne Martingal auskommen, da er verleitet durch die Hebelwirkung immer etwas zu lange Zügel hat (auch wenn das Martingal korrekt eingeschnallt ist). Die Pferde gehen dann oft nicht korrekt durchs Genick, besonders wenn die treibenden Hilfen vernachlässigt werden und durch den zu langen Zügel ein erhöhter Druck aufrecht erhalten wird.

Noch schlechter ist das zu kurz verschnallte Martingal, wenn die Zügel-Linie Gebiss Hand dauerhaft gebrochen ist und dadurch ständig verstärkter Druck auf dem Zügel, Gebiss lastet und das Pferd so oftmals einen starken Unterhals entwickelt.

Idealer Weise ist das Martingal so lang verschnallt, dass es nur kurz zur Korrektur wirkt, wenn das Pferd sich sonst komplett entzieht. Dies sollte ein Moment sein, und dann muss die Zügelline wieder ungebrochen und die Verbindung korrekt sein. Dies kann beispielsweise bei Pferden mit hoch angesetzem Hals oder sehr viel Aufrichtung der Fall sein. Es ist aber immer wichtig dass kein Dauerdruck entsteht!

Schon früher wurde es bei Headshaking empfohlen – (Quelle Equivetinfo.de) – es ist auch sicher ein Mittel um im Extremfall die Kontrolle zurückzubekommen, aber gerade beim Headshaker ist es sehr wichtig wenig Druck auszuüben und daher falsch eingesetzt oft Kontraproduktiv. Richtig eingesetzt kann es durchaus eine Hilfe darstellen.

Hat ein Pferd einen eher tiefen Halsansatz und drückt eher nach unten weg, kann es auch noch dazu führen dass es durch den entstehenden Druck noch zu bocken anfängt, da es dann durch das Martingal den Kopf eher noch weiter runternimmt nicht zu empfehlen.

Eine im Turniersport nicht zugelassene Variante ist das stehende Martingal. Es wirkt tatsächlich erst bei viel zu hoher Kopfhaltung und kann vom Reiter garnicht beeinflusst werden. Das Pferd kann so ein Widersetzlichkeit beispielsweise seine Balance verlieren.

Fazit: Das Martingal sollte wie alle Hilfszügel sparsam und durchdacht eingesetzt werden. Dauerhafter Druck und zu lange Zügelführung sollten ausgeschlossen werden.

Gebrochene Linie und somit vermehrter Druck auf Gebiss und Genick – gefunden bei Pixabay
Kaufen bei Fouganza
Hier sieht man ein korrekt verschnalltes gleitendes RingMartingal, (Fouganza.de), der Zügel hängt durch und wäre zu lang und suggeriert so nur eine korrekte Haltung für den Moment.
Feststehendes Martingal
Hier ein Feststehendes Martingal das fest mit dem Reithalfter verbunden ist. Es wirkt so ähnlich wie ein Stosszügel, und kann vom Reiter in keiner Weise beeinflusst werden. Anbieter bezeichnender Weise Kreuzgalopp.de.
Dehnungshaltung mit Martingal
Weniger Zügelspannung durch Einsatz des Maringals im Anfängerunterricht?
Diese These verfolgt die Studie die bei ProPferd.at vorgestellt wird.

 

2 Antworten auf „Hilfszügel: Martingal“

  1. Vielen Dank für diesen Artikel und insbesondere den Hinweis auf die möglichen Gefahren.
    Mir fehlt allerdings ein weiterer Aspekt. Ein Hilfzügel und auch das Martingal bekämpft bestenfalls ein Symptom aber nicht die Ursache.
    Besser wäre das Pferd so auszubilden und zu reiten, dass es den Kopf gar nicht nicht hochreißen muss. Oft fehlt es an Balance, manchmal an Kraft, oder Koordination.
    Das Martngal wird das nicht verbessern, sondern vielmehr dafür sorgen, dass man das eigentliche Problem nicht behebt.

    1. Ja, das stimmt, jeder Hilfszügel bekämpft nur das Symptom und besonders beim Martingal kommt es meiner Meinung nach darauf an, dieses nur temporär einzusetzen und vor allem richtig – also so lang dass die Zügelverbindung zum Maul nicht gebrochen ist. Bei einem gut gerittenen Pferd braucht man es nicht und man sollte immer versuchen davon wegzukommen, auf jeden Fall!
      Tatsächlich habe ich selbst ein Pferd, welches ich ausser im Gelände immer ohne Martingal reite. Im Gelände schätze ich das Martingal in manchen Situationen, wenn ich sonst keinerlei Einfluss mehr habe. Beim Springen habe ich kein Martingal, dort ist mir wichtiger dass ich eine direkte Verbindung zum Maul ohne Kraftverstärker habe und mir der Zügel nicht zu lang wird.

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