Jean-Claude Racinet: Feines Reiten in der französischen Tradition der Légerté

Gerade weggelesen, werde ich es wieder zur Hand nehmen. Dieses Buch ist absolut lesenswert, da Racinet viele Details der Hilfengebung und Aufbau von Lektionen so genau und detailliert erklärt wie kein anderer.

Racinet hat ein geradezu wissenschaftliches Werk über die Dressurreiterei verfasst und zititiert und vergleicht Klassiker der vergangenen Jahrunderte kenntnisreich und interessant zugleich für den Leser.

Was mich ein wenig gestört hat, ist seine ständige Abwertung des „deutschen“ Systems, was man vielleicht mit dem französischen Nationalstolz erklären kann, meiner Meinung nach aber der Sache nicht dienlich ist. Man muss ja gerade über den Tellerrand schauen und bisher habe ich aus jedem Werk noch positive Erkenntnisse gewonnen. Vorurteile helfen nicht weiter, sie machen es sich auf jeden Fall zu leicht.

Marc Noelke: NEURO ATHLETIK

Ein sehr vielversprechendes Buch, da es ja gerade beim Reiten auf Koordination und Beweglichkeit ankommt. Neuronales Training, also Gehirn Training hilft die Koordination zu verbessern.  Ein Stift-Bonus als Trainingsutensil ergänzt und motiviert zum loslegen.

Im Inhalt wird recht anschaulich und ausführlich auf die Funktion des Gehirns auf die Ausführung von Bewegungen eingegangen. Think it – and you can do it, wäre aber zu kurz gefasst, ein bischen Training muss schon sein.

Leider gab es für mich ein kleines déjà-vu Erlebnis: das Buch hat vielzuviele Übungen und Methoden, ähnlich wie bei Meyners, die sich in der Realität nicht dauerhaft durchhalten lassen.

Was ich noch daraus gelernt habe: Ein guter Trainer entwickelt gleich eine Ausbildung, die sündteuer ist und sich niemand leisten kann. Die Frage ist nur: Ist diese Methode so groß, dass man sich damit als Trainer profilieren muss?

Sind wir nicht alle sogenannte Pferdeprofis?

In unserer Soziale Welt jagd ein Skandal den anderen. Pferdekenner und solche die sich dafür halten, verurteilen andere böse Reiter und sehr skurril finde ich die selbsternannten Profis, die ihre eigene Welt haben.

Es gibt leider mehrere Ursachen die zu dieser Problematik führen. Zum einen fehlt vielen Menschen noch der Zugang zu Weiterbildung am Pferd im klassischen Sinne. Ein schier unüberschaubarer Methodenmix von Bodenarbeitern bis zu Führern ist wohl alles besser als reiten.

Leider führt das dann oft zu Problempferden, die von Problemmenschen dazu gemacht wurden. Das Verständnis für eine fundierte Ausbildung fehlt. Oft fehlt auch das Gefühl, oder der Mut.

Solche gemachten Problempferde sind kein Spass. Es ist auch nicht mit sanften, coolen Methoden zur Normalität zurückzukehren. Diese Methoden möchte keiner sehen, dabei wären sie nicht nötig, wenn man Reiter sinnvoll ausbilden würde und nicht einfach ein unverbrauchtes Pferd für einen Anfänger kaufen würde?

Das ist das eine, das andere ist, dass eben auch selbsternannte Profis ohne fundierte Ausbildung ihr Unwesen treiben. Vielleicht sind sie ja billiger oder sexier als die FN Leute? Oder sie haben die eine Wahrheit (aber das ist schon wieder ein anderes Thema).

Warum dauert es manchmal so lange? – oder: man muss es einfach erwarten können!

Es gibt Pferde, da ist alles leicht und es geht schnell voran ungefähr so wie es im Sport vorgesehen ist. Mit (spätestens) vier aufs Turnier, Erfahrungen sammeln. Reitpferde, dann Eignung, Dressurpferde, was es nicht alles gibt. Bleibt das Pferd gesund? Sonst kann auch mal ganz schnell Schluss sein.
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Michael Fischer: Reiten – leicht & logisch

Das Buch ist relativ schnell zu lesen und bietet einige Anreize und Trainingsvorschläge bzw. Übungsreihen, die ich nach wie vor gerne einsetze. Auch die grundsätzlichen Erläuterungen (zB. Thema Vorwärts-Abwärts) sind sehr hilfreich und Praxisnah beschrieben. Trainingsvorbereitung fürs Turnier in mehreren Wochen dargestellt fand ich sehr hilfreich als Anleitung zum Aufbau von Kondition und Fähigkeiten, auch wenn es in der Realität oft nicht so schnell geht – besonders wenn man noch vielseitiger unterwegs ist und viel im Gelände macht.

Eine unbedingte Leseempfehlung, da das Buch sowohl auf Springen als auch auf die dressurmäßige Ausbildung von Pferd UND Reiter eingeht. Probleme werden fachkundig benannt und verschiedene Lösungswege skizziert.

Es gibt auch einige Videos auf YouTube, allerdings gefällt mir dort die dressurmäßige Vorstellung der Pferde mit der Nase deutlich hinter der Senkrechten überhaupt nicht, obwohl die Anleitungen sehr gut sind scheint die Reiterei in der Realität eher zu zuviel Anlehnung zu tendieren. Sher Schade.

Behandeln was das Zeug hält – oder erstmal abwarten

Die gestiegenen Kosten für OP-Versicherungen, sind nur ein Beispiel dafür dass nicht nur bei Pferden behandelt wird was möglich ist, oft ohne über den Sinn oder mögliche Alternativen nachzudenken.

Beispiel: Ein Pferd kommt geringgradig lahm von der Koppel, es ist nicht mal eine offensichtliche Verletzung zu sehen. Am nächsten Tag ist ein Bein über dem Kapalgelenk etwas dicker, das Pferd geht im Schritt normal – nur im Trab eine leichte Lahmheit.

Mögliche Aktionen: Die dicke Stelle kühlen oder mit einer Tonerdepaste einschmieren – und warten. Das ganze ein paar Tage so weiter machen, aber nicht reiten und trotzem freie Bewegung ermöglichen.
Oder man holt nach 3 Tagen den Tierarzt, der probiert seine neueste Diagnostik von Ultraschall über Röntgen etc. aus und sagt in der Klink könnte man … er macht eine aufwändige Lahmheitsdiagnostik und stellt fest, dass die Lahmheit erst verschwindet wenn das ganze Pferd betäubt ist ;-). Schmerzmittel und Entzüngungshemmer werden verkauft. Und noch was für den Magen (wegen dem Schmerzmittel) …

Ach ja, er konnte mit der Diagnostik nix finden, vielleicht doch in die Klinik wegen xyz damit findet man was.

So, ich hatte dann nachdem das Bein wieder dünn war, so nach 5 Tagen mal geschaut und immer noch eine leichte Lahmheit gefunden. Das Pferd freute sich noch über weitere arbeitsfreie Koppeltage und ging nach 10 Tagen wieder normal. BINGO.

Husten beim Pferd

Ich erinnere mich noch gut wie es begann, mit dem Husten, da war der Hinweis von der Stallbesitzerin, dass das Husten im Stall auftritt. Damals hatte ich draussen und beim reiten selbst noch nichts gemerkt. Irgendwann war es dann auch beim Reiten – an manchen Tagen, und an manchen Tagen nicht. Da meine Pferde, wie ich meinte, beinahe ideal gehalten werden, konnte ich mir keinen Reim drauf machen. Da ich immer viel Wert auf langen Koppelgang lege, kommen die Pferde auch bei Regen raus. Worauf hin die empfindliche scheinbar manchmal auch hustete – ein Trugschluss, denn sie hustete wegen dem Staub in der Box.

Hilflosigkeit beim Tierarzt, dem nichts besseres einfiel als Cortison und inhalieren. Meine Pferde stehen ja in offenen Boxen und sehr lange auf der Weide …

Erleichterung brachte tatsächlich das Füttern von Hustenkräutern eine Zeitlang. Auch das Inhalieren brachte Erleichterung.

Was letztendlich zum normalen Leben führte war nach einer vorausgegangenen starken Verschlimmerung, mit Kurzatmigkeit, Leistungsabfall, manchmal war reiten nicht möglich, war:
Kein Stroh in der Box, Späne, Heu konsequent eingeweicht, oder Heulage/Silage füttern.

Burkhard Rau: Hufe gesund reiten

In diesem Buch geht es eigentlich um Hufe, Hufbearbeitung (ein wenig), um Anatomie, und vor allem um Zusammenhänge die sich aus der Haltung und Nutzung des Pferdes ergeben.

Ein langes Kapitel widmet sich auch der Physiotherapie, nur mit dem Fokus: Verstehe die Zusammenhänge und mache selbst was.

Ein Satz der mir sehr gefallen hat war: Früher war nicht alles besser, aber früher wurde geritten. Wenn man sich manche Pferd-Mensch Kombinationen anschaut, ist es vielleicht besser wenn es heute nicht mehr so ist, aber im Allgemeinen stehen und fressen sich die Pferde kaputt und es wäre zielführender etwas für die eigene Gesundheit und die seines Pferdes zu tun.

Ein Buch gibt das andere …

Manchmal, wenn etwas Luft ist und ich zum lesen komme, schaffe ich es tatsächlich eines der vielen Bücher in meiner Pferdebibliothek durchzulesen. Wenn es nicht gerade so ein Bullshit ist, wie das Werk des Kühlschrankverkäufers, das ich nach den ersten Seiten wieder verkauft habe – weil es ganz unverschämt über die eigene Zielgruppe, die Reiterinnen herzog.

Meistens ist es aber anders, dass ich im Buch Hinweise zum weiterlesen finde. Einiges habe ich so schon entdeckt, zB. heute bei der Lektüre von Burkhard Raus neuem Buch – Hufe gesund reiten, in dem es zu meinem Leidwesen weniger um Hufbearbeitung, als um Physiotherapie geht. Aber eben auch um Reiten und Zusammenhänge, und hier nun der Hinweis auf Sadko Solinski, dem ich dann natürlich nachgehen musste. Habe gleich mal zwei Bücher von Solinski bestellt :-).

Eine Zeitlang war ich, inspiriert von Siegfried Lehndorffs – Ein Leben mit Pferden , auf dem Zucht Trip und habe natürlich auch dessen Sohn Hans Graf von Lehndorffs Buch über Ostpreussen gelesen. Ein fettes Buch über deutsche Pferdezucht habe ich leider bis heute nicht geschafft – es kamen andere Bücher dazwischen.

Gelesenes und wieder abzugebendes, verkaufe ich aktuell gerne bei Booklooker: Hier mein Angebot dort.